Peer-Feedback hilft den Schülern in mehrfacher Hinsicht. Wenn sie mehr schreiben, als die Lehrkraft korrigieren kann, erhalten sie Rückmeldungen von Kolleginnen und Kollegen. In der Rolle des Feedback Gebenden lernen sie, fremde Texte kritisch zu betrachten. Mit der Zeit werden sie damit fähig, auch zu eigenen Texten eine kritische Distanz einzunehmen. Sie setzen das im Unterricht Gelernte permanent um. Kooperation und Kommunikation über die Cloud werden für sie zu einer Selbstverständlichkeit.
In der folgenden Anleitung wird ein Schritt-für-Schritt-Ansatz
vorgestellt, der zeigt, wie SchülerInnen bei Rückmeldungen zu Aufsätzen von Kolleginnen und
Kollegen vorgehen können. Die Anleitung kann AutorInnen aber
auch dabei helfen, an den eigenen Texten zu feilen und
zu meisseln, wie wenn es fremde Texte wären.
Grundidee
Die Aufsätze werden mit einem Textverarbeitungsprogramm am PC geschrieben. Alle Schülerinnen und Schüler haben ein GoogleDrive Account. Hier erstellen sie einen Ordner, der mit Bearbeitungsrechten für die ganze Klasse freigegeben ist.Ihren Text laden sie in drei Versionen hoch. Der Text soll beim Hochladen in das entsprechende Format von GoogleDocs konvertiert werden. So kann er nachher online über den Browser weiterbearbeitet werden! Die Links zu diesen Textversionen werden in einer GoogleDocs Liste "Aufsatzübersicht" eingetragen und so gesammelt.
1) Original
Diese Version des Texts bleibt unangetastet. Sie kann später für einen Vergleich mit der Überarbeitungsversion herangezogen werden.
2) Feedbackversion
Diese Textversion ist für die Rückmeldungen reserviert.
3) Überarbeitungsversion
In dieser Textversion wird das Original aufgrund der Peer-Feedbacks überarbeitet und verbessert.
Mit dieser Transparenz haben alle Schüler die Möglichkeit, jederzeit alle in ihrer Klasse geschriebenen Aufsätze, alle Feedbacks und alle Überarbeitungen zu lesen. Die gesammelten Aufsätze erlauben es später, eine grösser angelegte Aufsatzanalyse vorzusehen, z. B. mit Klassenvergleichszahlen aus der Arbeit mit statistischen Online-Tools.
Anleitung Aufsatz Feedbacks
1 Basis Feedback
Dieser Block gehört
zwingend zu jedem Aufsatz Feedback!
2 Feedback mit Online-Tools
Aus diesem Block
werden mindestens zwei Tools eingesetzt und die Beobachtungen in das
Feedback eingearbeitet.
3 Stilistik-Feedback
Aus diesem Block
werden mindestens zwei Untersuchungskriterien ausgewählt und die
Beobachtungen in das Feedback übertragen.
1. Basis Feedback
- Öffnen Sie über die Aufsatzübersicht auf Google Drive die Feedbackversion des Texts, für den Sie zuständig sind.
- Setzen Sie am Schluss des Texts den Titel: “Feedback von Vorname Name”, danach den Untertitel “1. Basis Feedback”.
- Lesen Sie den Text aufmerksam durch.
- Antworten Sie am Ende des Texts mit einem schriftlichen Kommentar. Orientieren Sie sich dabei an den folgenden Arbeitsphasen. Nutzen Sie für Ihr Feedback Kommentare (Einfügen - Kommentar) , halten Sie sich an die vorgegebenen Schriftfarben.
- Anschliessend arbeiten Sie weiter mit dem 2. Block: Feedback mit Online-Tools!
- Danach wenden Sie sich dem dritten Block zu: Stilistik Feedback!
a) So
wirkt dein Text auf mich. (beschreiben; Schriftfarbe schwarz)
|
b) Deine
Disposition ist: ... (analysieren; Schriftfarbe schwarz)
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c) Diese
Passage ist dir besonders gut gelungen. (Im Text markieren und mit einem Kommentar begründen; Schriftfarbe dunkelgrün)
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d) Das
würde ich anders machen, zum Beispiel so … (Im Text markieren und mit einem Kommentar vormachen; Schriftfarbe dunkelbraun)
|
e) Diese
Stelle würde ich ausbauen. (Im Text markieren und mit einem Kommentar begründen; Schriftfarbe dunkelblau)
|
f) An dieser
Stelle bin ich gestolpert. (Im Text markieren und mit einem Kommentar begründen; Schriftfarbe dunkelrot)
|
g) Korrigieren
Sie den Text digital. (In Kommentaren mit den Korrekturzeichen versehen,
Schriftfarbe dunkelrot)
|
Die Phasen a) bis f) sind
übernommen von: Roman Looser, www.romanlooser.ch/schreiben/Rueckmeldungen.rtf, 16.04.2013. Nach einer Idee von Urs Ruf in: Ruf, Urs / Gallin, Peter: Dialogisches Lernen in Sprache und Mathematik. Band 1. SeelzeVelber 1998: 40 f.
|
Wie Ihre Rückmeldung beginnen könnte:
Mir
gefällt …
|
Ist es
zwingend, dass …
|
Es ist
schön …
|
Da bin
ich gestolpert …
|
Am
stärksten wirkt …
|
Ich
habe Mühe mit dem Satz …
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Ich
finde es gut …
|
Könnte
man auch …
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Das ist
ein Wurf!
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Stellst
du dir vor, dass …
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Ich bin
überrascht, wie …
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Ich
frage mich, ob …
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Es
wundert mich …
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Damit
kann ich nichts anfangen …
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Ich
verstehe nicht ganz, warum …
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Das hat
mich nicht angesprochen …
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Könntest
du dir vorstellen …
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Hier
meiden sich Zweifel bei mir …
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Es
nimmt mich wunder …
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Da muss
ich widersprechen …
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Ich
möchte gern wissen …
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Das
sehe ich anders …
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Hier
fehlt mir …
|
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Diese
Chunks sind übernommen von: Roman Looser, www.romanlooser.ch/schreiben/Rueckmeldungen.rtf, 16.04.2013. Nach einer
Idee von Urs Ruf in: Ruf, Urs / Gallin, Peter: Dialogisches Lernen in Sprache
und Mathematik. Band 1. SeelzeVelber 1998: 40 f.
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2. Feedback mit Online-Tools
Benutzen Sie mindestens zwei der folgenden Online-Analyse Tools für Ihr Feedback.
Setzen Sie in ihrem Feedback-Kommentar den Titel "Feedback mit Online-Tools" und als Untertitel die Namen der Tools, die Sie eingesetzt haben.
Lesen Sie den Text kritisch daraufhin durch und ergänzen Sie Ihre Beobachtungen nach den allgemeinen Bemerkungen von Block 1. Liefern Sie aber nicht die ganze Analyse, sondern bauen Sie gezielt Interpretationen von Einzelbeobachtungen in Ihr Feedback ein.
Setzen Sie in ihrem Feedback-Kommentar den Titel "Feedback mit Online-Tools" und als Untertitel die Namen der Tools, die Sie eingesetzt haben.
Lesen Sie den Text kritisch daraufhin durch und ergänzen Sie Ihre Beobachtungen nach den allgemeinen Bemerkungen von Block 1. Liefern Sie aber nicht die ganze Analyse, sondern bauen Sie gezielt Interpretationen von Einzelbeobachtungen in Ihr Feedback ein.
Überflüssige Füllwörter und
Unwörter erkennen und streichen!
Der Flesch-Index (auch:
Lesbarkeitsindex, Lesbarkeitsgrad) misst, wie leicht lesbar und
verständlich ein Text auf Grund seiner Struktur ist.
Textanalyse-Programm für
Wortfrequenzen u. a.
Wordclouds für
Wortwiederholungen. Erstellen Sie mit dem Text eine Wordcloud. Die am
grössten dargestellten Begriffe kommen am häufigsten vor. Mit diesem einfachen
Tool können
Sie den Text anschliessend redundanzfreier gestalten.
Weitere Tools finden Sie im
Webquest “Linguistische Tools”!
3. Stilistik Feedback
Stilistische Untersuchungskriterien
Satzlängendiagramm
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sehr
lange/sehr kurze Sätze
|
Häufungen
von Relativsätzen
|
Häufungen
von dass-Sätzen
|
Häufungen
von zu-Infinitiven
|
Schachtelsätze
|
Häufigste
Satzstrukturen
|
Satzgirlanden
|
Parenthesen
|
Bandwurmsätze
|
Ochsentrott/Hackstil
|
Klemmkonstruktionen
|
Analyse
erster Satz
|
Analyse
letzter Satz
|
Verb
nach vorn!
|
Subjekt
vor Objekt!
|
Gedankensprünge
|
Kohärenz
|
Substantivitis
|
Füllwörter
|
überflüssige
Adjektive
|
Floskeln,
Phrasen
|
Gemeinplätze
|
Wortungetüme
|
Wortwiederholungen
|
Zwangskoppelungen
|
Verblasste
Metaphern
|
Fremdwörter
|
Fachjargon
|
Modewörter
|
Klare
Überleitungen!
|
Geschwätzigkeit
vermeiden!
|
Streckverben
|
Verben
auf –ieren
|
Verbale
Klammern
|
Passivwendungen
|
Übertreibungen,
Superlative
|
Das
Generelle streichen!
|
Falscher
Zwischensinn
|
Hauptsachen
in Hauptsätze
|
Doppelte
Verneinung
|
Superlative/Komparative
|
Schaltzeichen
|
Schaltzeichen
Doppelpunkt
|
Schaltzeichen Strichpunkt
|
der
gelungene Pars pro toto
|
die
gelungene Metapher
|
gelungene
ungewohnte Wörter
|
Weiterführende Links
- Schneider, Wolf: http://www.sueddeutsche.de/thema/Speak_Schneider. 17.04.2013.
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