Sonntag, 24. März 2013

Textanalyse mit linguistischen Tools, Teil 1

Linguistische Statistik Tools 

In diesem und in meinem nächsten Post möchte ich auf eine Reihe von Möglichkeiten hinweisen, wie man mit browserbasierten Tools eigene oder literarische Texte analyiseren kann. Das Anwenden solcher Tools ist für viele Schüler ein erster Schritt, eigenen Texten mit einer gewissen Distanz zu begegnen und damit eine Voraussetzung für das spätere kritische Editieren eigener Texte. 


Die quantitative Linguistik basiert auf Ergebnissen der Sprachstatistik. Linguistische Online-Tools unterstützen die automatisierte Analyse von Texten. Solche Tools sind noch nicht sehr bekannt, gerade deshalb aber spannend.


Grundlage für die Musteranalysen der folgenden Screenshots ist Friedrich Nietzsches Essay "Über Lüge und Wahrheit im aussermoralischen Sinn".


1) Wordcounter
Auf dieser Seite kann man einen Text in einen Editor kopieren. Die Webanwendung zählt die Häufigkeit der Wörter. Alle Wörter werden mit ihrer Frequenz in einer absteigend sortierten Liste erfasst.


Resultate von Wordcounter



Anwendung im Unterricht

Interessant für Autoren, Redakteure, Studenten oder auch Schüler, um die Redundanz ihrer Texte zu erkennen und beim Überarbeiten sinnvoll zu minimieren.


Für die Analyse von Reden, literarischen Texten, zum Beispiel im Hinblick auf Schlüsselwörter, Motive, Symbole ...








2) Leichtlesbar
http://www.leichtlesbar.ch/html/index.html

Dieses Tool ermittelt mit einer quantitativen Analyse die Anzahl Sätze, Anzahl Wörter, Anzahl verschiedener Wörter und die Anzahl Sillben. 
  • Ermittelt zudem mit dem Flesch Index einen Leicht-Lesbarkeits-Faktor. 
  • Der Benutzer kann mit Hilfe kommentierter Vergleichswerte abschätzen, wie sein Text einzustufen ist.
Editorfenster von Leichtlesbar

Anwendung im Unterricht

Sensibilisierung auf den eigenen Stil im Vergleich mit typischen Werten bestehender Korpora und im Vergleich mit Klassenzahlen.









3) Stilversprechend



http://www.it-agile.de/stil/upload.html

  • Berechnet die Anzahl Wörter pro Satz, die Anzahl Silben pro Wort, die Kommas pro Satz. 
  • Markiert, wenn gewünscht, in verschiedenen Farben Nominalstil, Füllwörter, lange Wörter, lange Sätze, Floskeln, Wortdoppelungen, Passiv-Sätze, Anglizismen.
Ergebnisseite von stilversprechend

Anwendung im Unterricht

- Analyse von Reden oder literarischen Texten.

- Analyse eigener Texte, Sensibilisierung im Vergleich mit Klassenzahlen.
- Feilen am eigenen Text: Überlange Wörter, Sätze, Anglizismen finden und ersetzen.
- Sensibilisierung für Passivstil und Nominalstil. Vermeidungsstrategien.




4) Schreiblabor Statistik

https://www.schreiblabor.com/textlabor/statistic/

Ermittelt statistische Kennzahlen: Anzahl Sätze, Wörter, unterschiedliche Wörter, Wörter pro Satz, Silben, Silben pro Wort, Kommas pro Satz, Zeichen, lange Wörter, lange Sätze, Phrasen,Füllwörter, Anglizismen.

Ergebnisseite von Schreiblabor Statistik
Anwendung im Unterricht
- Analyse von Reden oder literarischen Texten.
- Analyse eigener Texte, Sensibilisierung im Vergleich mit Klassenzahlen.
- Feilen am eigenen Text: Überlange Wörter, Sätze, Anglizismen erkennen.
- Nominalstil, Floskeln, Wortdoppelungen, Passivsätze  finden und ersetzen.
- Lexikalische Dichte optimieren, Redundanz minimieren.
- Lesbarkeit erhöhen.



5) Ngram Viewer

Mit dem Google Ngram Viewer kann per Mausklick untersucht werden, wie häufig ein bestimmtes Wort während der letzten zwei Jahrhunderte in den von Google indizierten Büchern verwendet worden ist. Dahinter steht eine Datenbank von 500 Milliarden Wörtern (hauptsächlich in Englisch).  

Anwendung im Unterricht

- Ein wunderbares Werkzeug zur quantitativen Sprachgeschichtsanalyse.
- Geschichte und Literaturgeschichte: Entdecken, ob ein Begriff einer Epoche wirklich wichtig war.
- Analyse von Schlüsselwörtern.
- Abschätzen, ob ein Wort in seiner Zeit wirklich ein Neologismus war.

Häufigkeit des Begriffs "iPhone" seit 2003

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