Sonntag, 2. Dezember 2012

Die besten Online-Mathematik-Übungsplattformen


Online-Übungsplattformen für Mathematik gibt es ausserordentlich viele. Eine Studie der Universität Münster hat 60 solcher Plattformen in Englisch und Deutsch miteinander verglichen. Resultat: Zwei Deutsche Plattformen (Bettermarks und Mathegym) sind mit Abstand die Besten - auch besser als etwa die sehr gute amerikanische Seite Khan Academy. Im folgenden stelle ich die Resultate der Studie sowie diese beiden Plattformen vor.
Die Studie heisst "EVA-CBTM: Evaluation of Computer Based Online Training Platforms for Mathematics" (WTM-Verlag) und wurde von Martin Stein, Professor am Institut für Didaktik der Mathematik und Informatik, der Uni Münster verfasst. Er hat sich überlegt, was eine Online-Plattform leisten muss, um bei den Schülerinnen und Schülern überhaupt einen Lernerfolg zu ermöglichen.
Viele Lehrpersonen - und auch Lernende - kennen viele Lernplattformen. Doch den meisten fehlt es am Gleichen: Die Übungen - meist Multiple-Choice-Fragen - werden schnell langweilig, die Lernenden erhalten nur das Feedback "richtig" oder "falsch" und sie erhalten auch keine Hilfe, wenn sie bei einer Aufgabe nicht weiterkommen. Solche Plattformen bringen nichts. Insbesondere erzeugen sie keinen Lernerfolg und wirken demotivierend.
Was also braucht es dann für eine gute Übungsplattform? Sie müssen die Schüler beim Lösen eines Problems unterstützen! Gemäss Stein - Bezug nehmend auf George Polya - besteht ein Problemlösungsprozess aus vier Stufen:

  1. Verstehen der Aufgabe
  2. Ausdenken eines Plans
  3. Schrittweises Durchführen des Plans
  4. Rückschau
Ein Online-System, das bei den SchülerInnen einen Lernerfolg erzeugen soll, muss in allen vier Phasen dieses Prozesses unterstützend wirken können.

Vier Phasen

Verstehen der Aufgabe

Bevor eine Schülerin ein Schüler überhaupt mit dem Lösen der Aufgabe beginnt, sollte das Online-System Hilfestellungen in Form von Tipps, Videos, Zusammenfassung der Theorie hinter der Aufgabe etc. anbieten. Dadurch werden auch SchülerInnen abgeholt, denen eine Aufgabe auf den ersten Blick zu schwierig erscheint. 

Ausdenken eine Plans

Bei anspruchsvollen Aufgaben ist die Lösung meist nicht in einem Schritt zu erreichen. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass ein Online-System die Möglichkeit anbietet, die Aufgabe in kleineren Teilschritten zu lösen. SchülerInnen, die ein Problem selbständig lösen können, tun dies. Doch den anderen, die nicht in der Lage sind, eine komplexe Aufgabe selbständig zu lösen, wird durch das schrittweise Vorgehen vorgeführt, wie es gehen könnte. Diese Schritte lassen sich dann analog auch anderen Aufgaben anwenden. Ein Lernerfolg hat stattgefunden. Und Erfolg ist wichtig, um die SchülerInnen bei Laune zu halten, respektive zum Weitermachen zu motivieren.

Durchführen des Plans

Beim Lösen einer Aufgabe kann es sich herausstellen, dass der ursprünglich Lösungsplan doch nicht funktioniert. Auch hier ist es wichtig, dass sich die Schülerin oder der Schüler die Aufgabe in Teilschritte unterteilen lassen kann. Ist dies nicht möglich, können sich die SchülerInnen sehr schnell frustriert abwenden, was kontraproduktive Auswirkungen haben kann.

Rückschau

Selbstverständlich will man nach dem Lösen eines Problems wissen, ob die Lösung stimmt und/oder wo Fehler gemacht worden sind. Zudem soll man in Form von Punkten belohnt werden für das erfolgreiche Lösen einer Aufgabe. Ein gutes Online-System gibt deshalb nicht nur "richtig" oder "falsch" als Feedback, sondern zeigt im Idealfall auf, wo der Fehler entstanden ist und bietet auch eine Musterlösung an.


Die Besten

In seiner Studie hat Martin Stein über 60 deutsch- und englischsprachige Online-Plattformen getestet. 15 davon hat er von einem Tester-Team unabhängig voneinander prüfen und bewerten lassen. (Die übrigen 45 Plattformen erfüllten die Mindestanforderungen an ein System nicht). Seine Kriterien für die Beurteilung sind:

  • Wie gut werden die SchülerInnen getestet? Wie schwierig sind die Aufgaben?
  • Wie gut werden die SchülerInnen unterstützt?
  • Wie ist das Systems aufgebaut?
  • Wie gut lassen sich die passenden Aufgaben auswählen?
  • Wie individuell sind die Reaktionen des Systems auf die Antworten der SchülerInnen abgestimmt?
  • Wird das gesamte Fachgebiet abgedeckt?
Die folgenden zwei Plattformen haben sich dabei als die (mit Abstand) Besten herausgestellt. Sie liessen auch renommierte englischsprachige Projekte wie die Khan Academy, Tenmarks oder IXL hinter sich.

Bettermarks (de.bettermarks.com)

Die Deutsche Online-Plattform Bettermarks existiert seit 2009. Sie deckt die Lehrpläne aller Deutschen Bundesländer ab und ist für SchülerInnen sehr einfach zu bedienen.
Sie bietet einen Lehrerzugang, der es ermöglicht, Klassen anzulegen und so die Lernanstrengungen und -erfolge der SchülerInnen zu verfolgen.
Bei allen Aufgaben werden Hilfestellungen und ein Link auf die Theorie angeboten. Viele Aufgaben lassen sich zudem schrittweise lösen.
Nachteil von Bettermarks ist jedoch, dass nur der Stoff bis zum 10. Schuljahr abgedeckt wird.




Mathegym (www.mathegym.de)

Mathegym wurde vom Münchner Gymnasiallehrer und Schulpsychologen Rainer Ammel entwickelt und ist seit 2007 online. Auch diese Plattform hat die tausenden von Aufgaben gemäss den Lehrplänen der Deutschen Bundesländer geordnet.
Bei mathegym.de gibt es ebenfalls ein separates Login für Lehrpersonen, so dass die Aktivitäten der SchülerInnen nachvollzogen werden können.
Beim Lösen der Aufgaben steigt der Benutzer mit der Zunahme der Schwierigkeit der Aufgaben auf einer Leiter nach oben und sammelt so "Checkos". Es gibt eine Rangliste mit den Besten und man sieht selbst jederzeit, wann man wie viel geübt und wie viele "Checkos" man erworben hat.
Zu allen Aufgaben gibt es Hilfestellungen in Form von Tipps, Videos und Auszügen aus der Theorie. Die anspruchsvollen Aufgaben lassen sich zudem in Teilschritte unterteilen.
Der Vorteil von Mathegym: Es werden die Themen bis zum 12. Schuljahr abgedeckt.

Fazit

Wer der Meinung ist, der Lernprozess von SchülerInnen sei so kompliziert, dass er sich nicht mit einem Online-Tool beeinflussen lasse, wird wohl nie eine Übungs-Plattform einsetzen. Allen anderen empfehle ich aber, eine der beiden Plattformen zu testen. Beide bieten gratis Test-Zugänge an, so dass man sich ein Bild machen kann.
Mit diesen beiden Online-Plattformen hat man nicht nur die Chance, den SchülerInnen eine neue Form der Lernens und Übens zu ermöglichen. Man hat auch die Gewissheit, eines der besten verfügbaren Angebote auf diesem Gebiet einzusetzen. Die SchülerInnen werden dankbar sein!

Links

Deutschsprachige Plattformen:
Englischsprachige Plattformen:











2 Kommentare:

Posten Sie Ihre Kommentare bitte hier!